2008 / 10.August - 19. September |
JENS BENNEWITZ "akeru.wenn
jemand geht" |
Jens Bennewitz "akeru", 2008 | Das
japanische Akeru vereint in sich unterschiedliche Bedeutungen. Es
heißt soviel wie „ergründen,
öffnen, enden, ein
Loch in etwas machen, anfangen, auslaufen, auswickeln,
umdrehen“. Wenn jemand geht, dann weist akeru auf
den
leeren Raum, der entsteht, die Öffnung, in der ein Neuanfang
entstehen kann. Es deutet an, dass „anfangen“ und
„enden“ dasselbe sind – Teile eines
unendlichen
Kreislaufs aus Erneuerung und Heilung. In seiner Arbeit „akeru“ unternimmt der Fotograf Jens Bennewitz den Versuch, sich mit seinem Schmerz und der Trauer nach einer beendeten Beziehung auseinanderzusetzen. Ihn interessieren vor allem die Mechanismen des Bewusstseins in einer solchen Phase. „Was passiert mit meinem Selbst? Bin ich fähig die Situation bestimmend zu beeinflussen?“ „Anfangs habe ich versucht, durch das Lesen von Büchern, welche sich mit Themen wie Schmerzverarbeitung und Trauerarbeit auseinandersetzen, mir über die schmerzlichste Phase hinwegzuhelfen. Ohne Erfolg. Diese bewusste Form der Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen war zum Scheitern verurteilt. Ich war nicht fähig mein Sein in einer Weise positiv zu beeinflussen, dass ich eine Linderung meiner schmerzlichen Gefühle erfuhr.“ Seine Arbeit ist eine nahezu dokumentarische Bestandsaufnahme der abgelaufenen Bewusstseinsprozesse. Erst in der aktiven künstlerischen Auseinandersetzung spürt er erste Erfolge bei der Überwindung seines ursprünglichen Zustandes bzw. schrittweise den Wandel desselben. Das sichtbare Ergebnis ist hierbei zweitrangig, entscheidend für ihn ist der Arbeitsprozess – u.a. das stupide, ja mantrahafte Stempeln von fast 60.000 Buchstaben. Die Arbeiten spiegeln insbesondere auch dieses Moment der Zeit seines Verarbeitungsprozesses wieder. In den Gegenständen, welche sich übermächtig in das eigene Bewusstsein drängen und an eine vergangene Beziehung erinnern, wird in erster Linie das Scheitern seines ursprünglichen Bewusstseins- und Verarbeitungsprozesses im Abbild sichtbar. Der Weg vom Verinnerlichten zum Objektivierten, vom Gebundenen zum Freien, findet sich wieder in der Auflösung des Textes, der Wandlung vom lesbaren Text in zusammenhanglos wirkende Wortgruppen, hin zu chemischen Formeln körpereigener, das Denken und die Wahrnehmung beeinflussender Hormone. „Irgendwann stand ich nur noch da und habe wilde Flüche ausgestoßen. Die monotone Tätigkeit des Stempelns, die endlosen Stunden vor den Bildern haben mich, im positiven Sinn, an den Rand der Verzweiflung getrieben. Ich musste mich jedoch so intensiv wie möglich an meine Gefühle binden. Ich war auf der Suche nach etwas wie einem Nullpunkt, einem Punkt, der es mir ermöglicht, von vorn anzufangen. Alles, was ich bis dahin mit mir herumgeschleppt habe, über Bord zu werfen und für die Zukunft frei zu sein. AKERU“ Der in den Arbeiten verwendete Text von Susan Anderson ist mit freundlicher Genehmigung der Autorin dem Buch "The Journey from Abandonment to Healing" entnommen. Eröffnung VITA Ausbildung zum Fleischer und 1995-1998 zum Fotodesigner im Lette-Verein Berlin AUSSTELLUNGEN 2007 quadrage, VLASAKcontemporary, Berlin (G) 2006 mezzanin, Galerie Artport, Kolonie Wedding, Berlin (E), urbs, euroscript GmbH, Berlin (E), automaschine, Allianz, Berlin (G) 2005 berliner sichten, Kauf Dich Glücklich, Berlin (E), querbeet, RAW, Berlin, (E), pariser sichten, Recontres des Photographices, Paris (G) 2004 wohin! - Architektur in Berlin und Paris Lichtmalerei, Galerie Lafayette, Berlin (G) 2003 der organismus parisberlin, Galerie Artazart, Paris (G), parisberlin, oder ein europa der sich kreuzenden blicke - Galerie Espace, Paris (G), parisberlin - Commerzbank Pariser Platz, Berlin (G) 2001 hamburg, Maybach, Berlin (E) |
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